Oberstleutnant, Bezirksamtschef – und bald im Bundestag? Falko Droßmann (46, SPD) will als Nachfolger von Johannes Kahrs bei der nächsten Bundestagswahl 2021 Direktkandidat im Wahlkreis Hamburg-Mitte werden. Die MOPO sprach mit ihm über seine Motivation und warum er den „zweitschönsten Job nach dem Papst“ aufgeben will.
„Meine Amtszeit als Bezirksamtsleiter in Mitte endet vier Monate nach der Bundestagswahl. Das heißt, es gab jetzt sowieso einen Zeitpunkt, an dem ich eine Entscheidung treffen musste, wie es weitergeht“, sagt Droßmann im Gespräch mit der MOPO.
Von Hamburg in den Bundestag: Folgt Droßmann auf Kahrs?
Weitergehen soll es im Bundestag. Nachdem Johannes Kahrs Anfang Mai plötzlich von allen politischen Ämtern zurückgetreten war, geht das Rennen um seine Nachfolge los.
Bisher gibt es drei Anwärter auf die Direktkandidatur in Mitte. Neben Droßmann sind auch die Bezirkspolitiker Meryem D. Celikkol und Yannick Regh an dem Job interessiert. Doch der Oberstleutnant der Luftwaffe rechnet sich gute Chancen aus.
Bezirksamtsleiter Droßmann: „Ich habe gute Chancen” „Es sind viele gute Leute als Kandidaten dabei. Ich kann nur sagen, wer sich für mich ausspricht, spricht sich für einen Sozialpolitiker aus“, so Droßmann. „Womöglich ist Sozialpolitik nicht so sexy oder Instagram-tauglich wie andere Themen, aber gerade die SPD sollte sich als sozialdemokratische Partei wieder mehr in diese Richtung orientieren. Und ich glaube, ich habe damit ganz gute Chancen.“
Droßmann – Trauzeuge und enger Vertrauter von Kahrs – kündigte an, bei seiner Kandidatur die soziale Gerechtigkeit in den Vordergrund zu stellen. „Wo es da manchmal noch hakt, sehe ich jeden Tag in der Praxis. Wenn wir in Deutschland zum Beispiel Probleme mit der Kindererziehung haben, dann bezahlen wir einen Träger der Sozialen Arbeit. Doch der Träger bekommt nur so lange Geld, wie die Familie Probleme hat. Ist dieses System wirklich gerecht?“
Droßmann will in den Bundestag: Vom Verwalter zum Macher
Spricht da etwa Frustration aus dem Bezirksamtsleiter? „Nein, frustriert bin ich nicht. Bezirksamtsleiter in Mitte zu sein, dass ist der zweitschönste Job nach dem Papst – aber ich bin nun mal evangelisch“, sagt Droßmann. „Im Bezirksamt verwalten wir die Regeln des Sozialgesetzbuchs und im Bundestag werden diese Regeln gemacht. Sozialpolitik ist das, was mich begeistert, und dort möchte ich jetzt auf Bundesebene etwas verändern.“
Bezirk Hamburg-Mitte: Zweite Amtszeit für Droßmann denkbar
Wer sich um das Direktmandat bewerben darf, entscheiden die SPD-Kollegen auf einer parteiinternen Wahl im November. Falls es mit dem Traum vom Bundestag nicht klappen sollte, könnte sich Droßmann auch durchaus eine weitere Amtszeit als Bezirksamtsleiter vorstellen: „Wer Hamburg-Mitte kennt, der weiß, das ist kein Kurort. Aber ich bin gern dort Bezirksamtsleiter. Das könnte ich mir auch nach dem Ende meiner Amtszeit noch ein weiteres Mal vorstellen, wenn die Bezirksversammlung mich unterstützt. Aber das Leben besteht aus Optionen.“
Quelle: Mopo Hamburg, 19.09.2020, hier.